Newsletter von Bundeskoordinierung spezialisierter Fachberatungsstellen

BKSF informiert - Ausgabe 23

Liebe Leser*innen,

der Sommer ist da und mit der neuen Jahreszeit eine Fülle an Neuigkeiten aus unserer Geschäftsstelle. Auch in dieser Ausgabe unseres Newsletters möchten wir Sie zu relevanten Entwicklungen und besonderen Highlights aus dem letzten Quartal informieren.

Die letzten Wochen waren für uns in der Geschäftsstelle eine veranstaltungsreiche Zeit. Unsere Highlights waren der BKSF-Fachtag sowie unsere jährliche Vollversammlung. Ein weiterer Grund zum Feiern war das 10-jährige Jubiläum des Hilfe-Telefons Sexueller Missbrauch. Außerdem ist der Referentenentwurf des sog. „UBSKM-Gesetz“ veröffentlicht worden und auch wir haben dazu Stellung bezogen. 

Weitere Details und Neuigkeiten erfahren Sie in unserem Newsletter. Viel Freude bei der Lektüre wünscht Ihr Team aus der BKSF-Geschäftsstelle.

Neues aus der BKSF
Personalwechsel in der Geschäftsstelle

In der Geschäftsstelle gab es im Juni wichtige personelle Veränderungen. Bedauerlicherweise haben wir uns diesen Monat von Miriam Bräu, Referentin Recht, verabschiedet. Von August 2023 bis Juni 2024 hat sie die Elternzeitvertretung übernommen und maßgeblich zur Weiterentwicklung der BKSF beigetragen. Wir danken ihr herzlich für ihr Engagement und ihren Einsatz. Zur selben Zeit freuen wir uns, dass Franziska Drohsel ihre Stelle als Referentin Recht im Juni wieder übernommen hat. Viele werden Sie kennen aus Ihrer Zeit von 2027 bis 2023 in der BKSF Ab sofort bereichert sie wieder unser Team mit juristischem Scharfsinn und frischem Enthusiasmus.

Der BKSF-Fachtag: Barrieren erkennen - Barrieren abbauen - Zugänge schaffen. Inklusive Spezialisierte Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend

Unser Fachtag hat am 06. Juni 2024 in Berlin stattgefunden. Insgesamt haben über 180 Menschen am Fachtag teilgenommen (live und via Stream) und gemeinsam haben wir die Bedarfe von Menschen mit Behinderungen in der Fachberatung in den Blick genommen. Begrüßt wurden unsere Gäste von Katrin Schwedes (Projektleitung BKSF), Jürgen Dusel (Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen) und Kerstin Claus (Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs). Anschließend wurde in Podiumsdiskussionen, bei dem Fachvortrag von Prof. Dr. Sabine Schäpers und während unserer Workshops über inklusive spezialisierte Fachberatung diskutiert. Die Methoden haben den Austausch sowie die Vernetzung von Selbstvertreter*innen und Fachberater*innen ermöglicht, welcher uns besonders wichtig war. Mit unserem Markt der Möglichkeiten konnten Teilnehmer*innen vor Ort inklusives Material aus der Praxis kennenlernen. Der Fachtag wurde abschließend durch eine Podiumsdiskussion reflektiert und abgerundet.

Eine Veranstaltungsdokumentation zum Nachlesen wird in Kürze auf unserer Website unter www.bundeskoordinierung.de veröffentlicht.

Die 7. Fachstellenvollversammlung: Fachberatung im Wandel der Zeit

Für unsere jährliche Vollversammlung sind auch in diesem Jahr wieder viele spezialisierte Fachberatungsstellen und Beratungsstellen mit spezialisiertem Angebot gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend aus ganz Deutschland – von Ravensburg am Bodensee über Dresden bis Westerburg - zusammengekommen. Am 07. Juni 2024 wurde insbesondere der sich vollziehende Generationenwechsel thematisiert. Mit der Vollversammlung ist uns die Vernetzung und der Austausch von Praktiker*innen gelungen. Zudem haben wir es gemeinsam mit den Teilnehmenden geschafft, wichtige fachliche Diskurse zu Themen wie Selbsthilfe und den Stellenwert der Expertise von Betroffenen in der Praxis zu intensivieren. Als Geschäftsstelle haben wir auf die Bewegungsgeschichte seit 1983, die Entstehungsgeschichte der BKSF zurückgeblickt ohne die Zukunft Spezialisierter Fachberatung dabei aus dem Blick zu verlieren.

Zum Nachlesen wird die Veranstaltungsdokumentation zeitnah auf unserer Website www.bundeskoordinierung.de veröffentlicht.

Veröffentlichung des Flyers zum neuen Sozialen Entschädigungsrecht (SER)

Seit dem 01.01.2024 ist das Sozialgesetzbuch (SGB) XIV in Kraft und löst das bisherige Opferentschädigungsgesetz ab. Gemeinsam mit dem Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) und dem Koordinierungskreis gegen Menschenhandel (KOK) hat die BKSF den Flyer „Soziale Entschädigung (SGB XIV) – Unterstützung für Betroffene von Gewalt“ erarbeitet. Der Flyer ist zur Weitergabe an Betroffene konzipiert und bietet übersichtliche Informationen zu den Voraussetzungen und Leistungen der Sozialen Entschädigung sowie zum Verfahrensweg.

Der Flyer ist hier als Download verfügbar. 

Aktualisierung und Weiterentwicklung der BKSF-Qualitätsstandards

Die Qualitätsstandards verstehen sich als idealtypische Bedingungen für Spezialisierte Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend. Der Abstimmung bestehender Standards, die u.a. Zugang zu Fachberatung, Sicherheit, Ausstattung und Personal umfassen, ist ein mehrjähriger Beteiligungsprozess vorausgegangen. Die Realisierung dieser Standards soll von Fachberatungsstellen kontinuierlich angestrebt und entsprechende Prozesse transparent gemacht werden. Zur Vollversammlung am 07. Juni in Berlin wurden verschiedene Änderungsanträge eingereicht, die während der Veranstaltung teils durchaus kontrovers diskutiert wurden. Im Juni erfolgt die digitale Abstimmung aller eingereichten Anträge.  

Die aktuelle Fassung der Qualitätsstandards finden Sie hier. Nach der Abstimmung wird dort eine aktualisierte Fassung veröffentlicht.

Neues aus Gesellschaft und Politik
Kabinett beschließt Gesetzentwurf zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen (UBSKMG)

Im April veröffentlichte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) den Referentenentwurf für ein UBSKM-Gesetz. Am 19.06.2024 hat das Kabinett den Entwurf beschlossen. Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt im Kampf gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend getan! Viele Aspekte des Gesetzes sind für uns wichtig, wie die Verstetigung der UBSKM, des Betroffenenrats und der Aufarbeitungskommission. Die bestehenden Strukturen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen werden durch das Gesetz gestärkt. Außerdem werden durch das Gesetz die Rechte Betroffener sowie deren Beteiligung ausgebaut. Zum Referentenentwurf haben wir detailliert Stellung bezogen.

Die Stellungnahme der BKSF finden Sie hier.

Veröffentlichung „Expertise – Glaubhaftigkeitsbegutachtung“ der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM)

Aufgrund fehlender Beweismittel wird in Verfahren im Kontext von sexualisierter Gewalt häufig die sog. Glaubhaftigkeitsbegutachtung herangezogen. Diese soll dem Gericht eine sachgerechte Beurteilung ermöglichen. In dem von der UBSKM veröffentlichten Papier wird die Methode dafür aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Neben Erfahrungsberichten von Betroffenen thematisiert die Arbeit auch das Spannungsverhältnis von Therapie und Glaubhaftigkeit und ordnet die Glaubhaftigkeitsbegutachtung hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Methodologie ein. Limitationen und Einschränkungen der Methode werden ebenfalls deutlich herausgearbeitet.

Das gesamte Papier finden Sie zum Download auf der Website der UBSKM.

Erfolgreiche Verfassungsbeschwerde einer Frau mit Behinderung vor dem Landesverfassungsgericht Berlin

Strafermittlungen wegen sexualisierter Gewalt werden bei Betroffenen mit Behinderungen noch häufiger eingestellt als bei Menschen ohne Behinderungen. Die strukturelle Diskriminierung von Menschen mit Behinderung findet auch in Ermittlungsverfahren statt. Fachliche Mängel in der Beurteilung von Sachverhalten sowie Schwierigkeiten der Justiz, den Bedarfen von Menschen mit Behinderungen in Verfahren gerecht zu werden, sind leider Realität. Der aktuelle Fall einer Berlinerin mit kognitiver Beeinträchtigung zeigt das besonders deutlich. Nachdem sie im Jahr 2020 Anzeige gegen ihren Vorgesetzten einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen wegen sexueller Belästigung erstattet hat, wurden die Ermittlungen vor zwei Jahren von der Berliner Staatsanwaltschaft eingestellt. Grund dafür war, dass die Frau aufgrund ihrer Behinderung angeblich nicht aussagefähig sei! Zurecht wehrt sie sich, vertreten durch ihre Anwält*innen, gegen diese Entscheidung - mit Erfolg. Am 19.06.2024 hob der Verfassungsgerichtshof die Entscheidung des Kammergerichts wegen Verfassungsverstößen auf. Jetzt muss das Kammergericht neu entscheiden und prüfen, ob die Einstellung der Ermittlungen rechtmäßig war.

Weitere Details zum Fall lesen Sie in dieser Mitteilung vom bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, der die Verfassungsbeschwerde begleitet.

10 Jahre Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch

Im Kampf gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend war die Einrichtung des Hilfe-Telefons ein Meilenstein. Im letzten Jahrzehnt hat das Team von N.I.N.A. e.V. vielen Betroffenen Mut gemacht, ihre Stimmen zu erheben und Unterstützung zu suchen. Der Verein setzt sich bereits seit 2005 für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt ein. Das telefonische Hilfsangebot war damals das erste seiner Art in Deutschland und wurde in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert u.a. durch Beratungsangebote in Gebärdensprache. Mittlerweile umfasst es neben dem Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch auch die mehrsprachige Beratung von Betroffenen sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend sowie das Hilfe-Telefon "BERTA" für Beratung bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt. Gefördert wird das Angebot von der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs.

Weitere Informationen zum Beratungs- und Unterstützungsangebot gibt es unter www.hilfe-telefon-missbrauch.online

Neues aus Kultur und Literatur
Sozialmagazin - Die Zeitschrift für Soziale Arbeit

Das Sozialmagazin ist die Zeitschrift für sozialpolitische Themen, das Antworten aus Praxis und Wissenschaft auf aktuelle Fragen aus der Sozialarbeit bietet. Das Magazin ist online verfügbar und kostenlos zugänglich. In der aktuellen Ausgabe haben Katrin Schwedes und Tamara Luding aus der BKSF-Geschäftsstelle zusammen mit Tanja von Bodelschwingh (N.I.N.A. e.V.) den Artikel „An der Seite der Betroffenen stehen – Spezialisierte Fachberatung und ihre Rolle bei der Aufarbeitung“ veröffentlicht. Der Praxisbericht rückt das Thema „Aufarbeitung“ in den Mittelpunkt und zeigt wie viel Unterstützung Fachberatungsstellen leisten und was Betroffene davon haben.

Den gesamten Artikel lesen Sie hier.

Die Serie „Rentierbaby“ auf Netflix

Die britische Miniserie von Richard Gadd feierte am 11. April 2024 auf Netflix ihre Premiere. Hierbei handelt es sich um eine Adaption der gleichnamigen Show des Produzenten, der auch die Hauptrolle in der Serie spielt. Sie basiert auf den Erfahrungen von Richard Gadd, der selbst sexualisierte Gewalt erleben musste. Zudem ist der Schauspieler und Produzent Botschafter der britischen Hilfsorganisation „We are survivors“, die seit dem Start 80 % mehr Anrufe verzeichnet, die in direkter Verbindung zur Serie stehen.

Die Serie ist auf Netflix verfügbar.

BKSF - Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend Zossener Str. 41
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Telefon: 030/88 91 68 66

info@bundeskoordinierung.de
www.bundeskoordinierung.de

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