Newsletter von Bundeskoordinierung spezialisierter Fachberatungsstellen

Liebe Kolleg*innen, liebe Interessierte,

in den letzten Monaten ist Neues entstanden: Für Betroffene von sexualisierter Gewalt aus dem Kontext Sport gibt es die Ansprechstelle Safe Sport, das bundesweite Betroffenennetzwerk aus-unserer-sicht hat einen eigenen Verein gegründet und das Bundesverfassungsgericht hat bei der BKSF eine Stellungnahme angefragt. Darüber und über einiges mehr, berichten wir in der aktuellen Ausgabe von BKSF informiert.

Wir wünschen eine interessante Lektüre!

Herzliche Grüße vom Team der BKSF-Geschäftsstelle

Neues aus der BKSF
Personalveränderungen bei der BKSF

Die BKSF-Arbeit ist ein Zusammenspiel aus fünfköpfiger Geschäftsstelle in Berlin, einem siebenköpfigen Fachstellenrat, den Kooperationsverbänden BAG FORSA und bff und dem Kooperations- und Trägerverband DGfPI e.V. In 2023 gab es Veränderung in mehreren Bereichen:

Team in der Geschäftsstelle der BKSF in Berlin

Wir freuen uns sehr über eine neue Kollegin in der BKSF-Geschäftsstelle: Seit dem 11. September 2023 bringt Miriam Bräu juristische Expertise in die BKSF ein und vertritt damit Franziska Drohsel, die bis Mai 2024 pausiert. Miriam Bräu hat das Erste juristische Staatsexamen abgeschlossen und davor einen B.A. in Sozial- & Kulturanthropologie und Politikwissenschaft absolviert. „Im Studium und im Rahmen von Praktika habe ich mich auf das Themengebiet sexualisierter Gewalt und insbesondere den Bereich des Strafrechts spezialisiert. Durch die mehrjährige Mitarbeit in einer Kanzlei für Sozialrecht konnte ich außerdem Erfahrungen mit dem Sozialen Entschädigungsrecht sammeln. Ich freue mich sehr auf meine Zeit bei der BKSF und auf eine gute Zusammenarbeit!“

Der Referent für Öffentlichkeitsarbeit Harald Wiester hat Ende September seine Tätigkeit in der BKSF beendet. Nun wird Verstärkung gesucht ab dem 1.11.2023. Wir freuen uns über Bewerbungen! Die Ausschreibung findet sich hier: www.bundeskoordinierung.de/de/article/659.bksf-sucht-referent-in-f%C3%BCr-den-bereich-%C3%B6ffentlichkeitsarbeit.html

Wechsel im Fachstellenrat

Auf der BKSF-Vollversammlung im Januar 2023 wurde der Fachstellenrat von den Fachberater*innen für zwei Jahre neu gewählt (www.bundeskoordinierung.de/de/article/602.neuwahl-des-fachstellenrats.html). Aufgrund anderer Verpflichtungen muss Ira Kögler nun leider zum Oktober ihr Mandat zurückgeben. Wir bedanken uns sehr für 2 Jahre und 10 Monate intensive und fruchtbare Zusammenarbeit!

Glücklicherweise gab es bei der Wahl im Januar eine Person auf der Nachrückliste. Lena Ehlers, die bereits in 2021 – 2022 im Fachstellenrat mitgearbeitet hat, wird ab Oktober wieder in den BKSF-Fachstellenrat zurückkehren. Durch einen Umzug und Jobwechsel bringt sie nun ihre Erfahrungen in der Onlineberatung des Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch (in Trägerschaft von N.I.N.A. e.V.) ein. Herzlich Willkommen zurück!

Dokumentation BKSF-Vollversammlung 2023 und Ankündigung BKSF-Fachtag Juni 2024

Die Dokumentation unserer Vollversammlung 2023 ist online.

Nach den Corona-Einschränkungen der letzten Jahre fand unsere 6. BKSF-Vollversammlung im Januar 2023 endlich wieder in Präsenz in Berlin statt.

In jährlichen Fachstellenvollversammlungen kommen Fachberatungs- und Präventionsstellen gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend für fachlichen Austausch, Vernetzung und politische Strategieentwicklung zusammen.

Zentraler Programmpunkt in diesem Jahr war die Wahl des neuen BKSF-Fachstellenrates, ein weiterer Schwerpunkt lag in der gemeinsamen Diskussion und Entscheidung über Änderungsanträge für die BKSF-Qualitätsstandards. Daneben gab es in zwei Workshop-Phasen die Möglichkeit, in den thematischen Austausch zu treten.

Während des ganzen Tages konnten die Teilnehmenden der BKSF ihre Wünsche und Aufträge für die Zukunft auf einer Wandzeitung mitgeben. Wir zehren noch immer von dem fachlichen Austausch im Januar und haben viele der Ideen und Anregungen schon in unsere Arbeit aufgenommen, um stetig für eine bedarfsgerechte Versorgung aller Betroffenengruppen mit spezialisierter Fachberatung zu arbeiten.

Die Dokumentation des Tages finden Sie hier: www.bundeskoordinierung.de/de/topic/94.dokumentation-der-6-vollversammlung-2023.html

Unser nächster BKSF-Fachtag mit anschließender Vollversammlung der Fachberatungs- und spezialisierten Präventionsstellen gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend findet statt am 6./7. Juni 2024 statt.

Nach unserem letzten BKSF- Fachtag vom 20.06.2022 zu bisher unterversorgten Betroffenengruppen haben wir uns in der BKSF einen dreijährigen Schwerpunkt vorgenommen: Wie können Menschen mit Behinderungen/Beeinträchtigungen, die sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend erfahren haben, besser durch Fachberatung unterstützt werden? Der Fachtag am 6. Juni 2024 in Berlin wird sich ganz diesem Thema widmen.

Wir laden schon jetzt herzlich zur Teilnahme ein und freuen uns auf zahlreiches Erscheinen! Programm und Anmelde-Modalitäten folgen im Frühjahr 2024.

Stellungnahme zu § 184b Abs. 3 StGB an das Bundesverfassungsgericht

Das Bundesverfassungsgericht hat uns in einem Verfahren zu § 184b Abs. 3 Strafgesetzbuch (StGB) um Stellungnahme gebeten.

Es geht um das Strafmaß hinsichtlich des Besitzes von Inhalten, die sexualisierte Gewalt gegen Kinder zum Gegenstand haben. Derzeit ist dies als Verbrechen qualifiziert und die Mindeststrafe beträgt ein Jahr Freiheitsstrafe. Das Bundesverfassungsgericht prüft die Frage, ob es in bestimmten Konstellationen nach dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz geboten wäre, dass die Möglichkeit eines geringeren Strafmaßes für minderschwere Fälle besteht. Da ist beispielsweise an Fälle zu denken, in denen Jugendliche in Chatgruppen ungewollt entsprechende Inhalte erhalten.

Im Ergebnis haben wir in unserer Stellungnahme die Auffassung vertreten, dass die gegenwärtige Ausgestaltung des § 184b Abs. 3 StGB gegen das Verhältnismäßigkeitsgebot verstößt, weil kein minderschwerer Fall vorgesehen ist. Bei Interesse an der ganzen Stellungnahme können Sie sich gern bei uns melden (info@bundeskoordinierung.de).

Neue Ansprechstelle Safe Sport eröffnet

Im Sommer wurde in Berlin ein wichtiges neues Angebot zum Tatkontext Sport eröffnet. Die Ansprechstelle Safe Sport bietet Betroffenen aus dem Breiten- und Leistungssport auf verschiedenen Wegen psychologische und/oder juristische Erstberatung an. Nach einer Terminvereinbarung kann eine Beratung vor Ort oder per Videokonferenz in Anspruch genommen werden. Die Anlaufstelle ist telefonisch unter 0800 11 222 00 oder via E-Mail unter beratung@ansprechstelle-safe-sport.de erreichbar. Weitere Informationen sind über die Website unter www.ansprechstelle-safe-sport.de verfügbar.

Die BKSF hatte 2021 in einer Abfrage an die Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend nachgefragt, welche Anfragen aus dem Tatkontext Sport bei der Fachberatung ankommen. Eine häufige Rückmeldung war der Eindruck, dass die Sportstrukturen (noch) nicht darauf vorbereitet sind, kompetent und betroffenenorientiert mit Verdachtsfällen umzugehen. Außerdem war es schwierig, die richtigen (und kompetenten) Ansprechpartner*innen im organisierten Sport vor Ort zu finden. Nun hoffen wir, dass die neue Ansprechstelle sowohl für Betroffene aber auch für die Fachberatungsstellen eine Hilfe sein kann, um im komplexen Gebiet des Sports besser zurecht zu kommen.

BKSF Stellungnahme zum Bundesmeldegesetz

Die BKSF hat zum Referentenentwurf der Bundesregierung eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundesmeldegesetzes (3. BMGÄndG) eine Stellungnahme eingereicht.

Grundsätzlich begrüßen wir das Vorhaben, gewaltbetroffene und gefährdete Personen durch Änderungen im Melderecht besser zu schützen, damit Täter*innen ihren Aufenthaltsort nicht ausfindig machen können.

Um Betroffene sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend sowie Mitarbeitende in spezialisierten Fachberatungsstellen ausreichend zu berücksichtigen, fordern wir eine weitere Anhebung der Anforderungen zum Erhalt einer Melderegisterauskunft. Wir haben uns zudem dafür ausgesprochen, dass vorläufige Auskunftssperren nicht befristet werden und dass für Personen, die in Einrichtungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und Menschenhandel sowie Einrichtungen zur Behandlung von psychischen Erkrankungen bzw. Rehabilitationseinrichtigungen gemeldet sind, ein bedingter Sperrvermerk eingetragen wird.

Die gesamte Stellungnahme finden Sie hier.

Aus Politik und Gesellschaft
Bundesweites Netzwerk von und für Betroffene ‚aus-unserer-sicht‘ ist gegründet

Dass Betroffene mit ihrer Expertise gehört werden und in entscheidende Gremien berufen werden, ist eine gute und wichtige Entwicklung. Umso wichtiger ist es, Netzwerke zu schaffen, in denen sich Betroffene auch untereinander und zwar unabhängig des Tatkontextes vernetzen und empowern können.

Bereits auf den beiden MitSprache-Kongressen, die durch den Betroffenenrat bei der UBSKM organisiert wurden, gab es diese Forderung.

Der Betroffenenrat bei der UBSKM hat diese Forderung stringent weiterverfolgt und gefördert. So entstand erst eine Arbeitsgruppe und später eine Kerngruppe. Diese Kerngruppe startete im Jahr 2023 einen umfassenden Beteiligungsprozess mit Fragebögen und Austauschräumen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Beteiligungsprozesses mit ca. 380 Betroffenen hat sich das bundesweite Netzwerk aus-unserer-sicht am 07.09.2023 in Berlin nunmehr offiziell als Verein gegründet. Auf einem digitalen Fachtag am 17.11.2023 werden die Auswertungen der Ergebnisse des Beteiligungsprozesses präsentiert. Der Fachtag dient außerdem der weiteren Vernetzung, dem gegenseitigen Austausch und dem weiteren Aufbau der NGO auf Grundlage der artikulierten Wünsche und Vorschläge der Betroffenen.

Weitere Informationen zum Beteiligungsprozess, zu den Hintergründen und Zielen des Netzwerkes und den Beteiligten der Kerngruppe finden Sie auf der Homepage: www.aus-unserer-sicht.de

Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend, die die Ziele unterstützen, sind hiermit noch einmal sehr herzlich zur Mitarbeit im Netzwerk aus-unserer-sicht, zur Teilnahme am Fachtag und zur Beteiligung am weiteren Aufbau der NGO eingeladen.

Zum Lesen und Hören

Literaturempfehlungen

Wir möchten auf zwei Bücher hinweisen, die sich mit strukturellen Probleme im Umgang mit geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt befassen.

Asha Hedayati berichtet in ihrem Buch „Die stille Gewalt – Wie der Staat Frauen alleinlässt“ von ihren Erfahrungen als Anwältin für Familienrecht und zeigt, wie staatliche Strukturen Frauen und Kinder bei Polizei, Jugendämtern und Familiengerichten unzureichend vor Gewalt schützen.

Sonja Howard und Jessica Reitzig zeigen in dem Buch „Im Zweifel gegen das Kind – Wie Gerichte, Jugendämter und Polizei die Kinderrechte mit Füßen treten“ anhand von Erlebnisberichten ebenfalls strukturelle Probleme im Justizsystem bei Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten auf.

Hörempfehlung

Ein neuer Podcast thematisiert sexualisierte Gewalt als gesamtgesellschaftliches Problem und rückt die Perspektiven von Betroffenen in den Fokus: 69 anonymisierte Erfahrungsberichte von Betroffenen sexualisierter Gewalt, die zunächst in Ausstellungen in Chemnitz und Hamburg zu lesen waren, wurden von prominenten Stimmen als „Hörbuch der sexualisierten Gewalt“ eingesprochen. Das Projekt der Band BLOND entstand in Zusammenarbeit mit dem KOSMOS Chemnitz und Wildwasser Chemnitz e.V., alle Einnahmen werden an Wildwasser Chemnitz gespendet.

Der Podcast ist hier verfügbar: https://hoerbuchdersexualisiertengewalt.podigee.io/

BKSF - Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend Zossener Str. 41
10961 Berlin
Telefon: 030/88 91 68 66

info@bundeskoordinierung.de
www.bundeskoordinierung.de

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