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07.06.2024

Pressemitteilung

Barrieren erkennen - Barrieren abbauen - Zugänge schaffen: Fachtag in Berlin

BKSF-Fachtag in Berlin (v.l.n.r. Kerstin Claus - Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs; Jürgen Dusel - Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen; Katrin Schwedes - Projektleitung der Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend); Foto: Christian von Polentz

 

Berlin, 06.06.2024. Im Festsaal der Berliner Stadtmission hat am gestrigen Donnerstag der Fachtag „Barrieren erkennen – Barrieren abbauen – Zugänge schaffen“ stattgefunden. Die von der Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend (BKSF) organisierte Veranstaltung bot ein vielfältiges Programm mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Workshops. Die rund 180 Teilnehmer*innen aus Fachberatung, Wissenschaft, Politik und Verbänden haben vor Ort teilgenommen und den Fachtag via Live-Stream verfolgt. Im Mittelpunkt des Programms standen inklusive Unterstützungsangebote für Menschen mit Behinderungen, die sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend erleben und erleben mussten.

Mehr Sichtbarkeit für die Belange von Menschen mit Behinderungen

Menschen mit Behinderungen sind einem erheblich höheren Risiko ausgesetzt, sexualisierte Gewalt zu erfahren. Das Vorhandensein einer Behinderung weist außerdem einen statistischen Zusammenhang zum Verschweigen und verzögerten Offenlegen sexualisierter Gewalterfahrungen auf (Paine/Hansen, 2002). Unterschiedliche Barrieren führen zusätzlich dazu, dass Betroffene seltener Beratungsangebote in Anspruch nehmen. „Deshalb wollen wir mit unserem Fachtag auf bestehende Barrieren in Fachberatungsstellen bei sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend für Menschen mit Behinderungen aufmerksam machen. Unsere Veranstaltung ermöglicht Begegnungen zwischen Fachberater*innen und Selbstvertreter*innen und ist ein wichtiger Schritt für eine inklusivere Fachberatung bei sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend“, so Katrin Schwedes, Projektleitung der BKSF.

Inklusives Unterstützungssystem bei sexualisierter Gewalterfahrung

Anwesend waren auch verantwortliche Politiker*innen. Kerstin Claus, Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), betonte während ihrer Begrüßung die Bedeutung eines inklusiven Unterstützungssystems für Menschen mit Behinderungen. „Für eine inklusive Fachberatung braucht es mehr geschulte Fachkräfte, mehr barrierefreie Fachberatung und mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit. Aber vor allem braucht es die Haltung aller verantwortlichen Akteur*innen, den Bedarfen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen, die sexuelle Gewalt erleben und erlebt haben, Sichtbarkeit zu verschaffen und sich für entsprechende Angebote einzusetzen“, sagt Kerstin Claus.

Barrierefreie Zugänge zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten

Auch Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, fordert in seiner Ansprache einen barrierefreien Zugang zu Fachberatung bei sexualisierter Gewalt für Menschen mit Behinderungen. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Bedürfnisse und Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen, die sexualisierte Gewalt erleben oder erlebt haben, ernst genommen werden! Dafür müssen angemessene, passende und vor allem barrierefreie Unterstützungsangebote bereitgestellt werden. Es muss sichergestellt werden, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu spezialisierten Beratungs-und Hilfsangeboten haben, und zwar in der für sie passenden Kommunikationsform. Außerdem braucht es dringend verpflichtende Fortbildungsangebote für Strafverfolgungsorgane“, so Jürgen Dusel.

Inklusiv ausgerichtete Praxis in der Fachberatung

Im Anschluss wurden während der Podiumsdiskussion intersektionale Perspektiven auf Behinderungen und sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend diskutiert. Folgend referierte Prof. Dr. theol. Sabine Schäpers von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen zum Thema Kinderschutz und betrachtete insbesondere Risiken von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen sowie Anforderungen an eine inklusiv ausgerichtete Praxis des Kinderschutzes. Nach einer Pause wurden die angebotenen Workshops eingeleitet und Teilnehmer*innen konnten sich zu dezidiert ausgewählten Themen austauschen und diskutieren. Parallel dazu wurde inklusives Material zur Prävention, Intervention und Beratung bei sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend vorgestellt. Den Abschluss des Fachtags bildete ein Podium aus Teilnehmer*innen, die das Gehörte, Gesehene und Gelesene reflektiert haben.

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