Menu Menu

Austauschraum 6: Zusammenarbeit mit und Abgrenzung von anderen Akteur*innen

z.B. Erziehungsberatungsstellen, Traumaambulanzen, Childhood-Houses, Kinderschutzambulanze

Silke Schnabel erzählt aus dem von ihr moderierten Austauschraum:

Die kurze Vorstellungsrunde nutzten alle Teilnehmenden auch dazu, ihre Intention für die Wahl des Austauschraumes zu benennen. Viele konnten von positiven Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit einzelnen Stellen berichten. Doch auch der Wunsch nach Abgrenzung von anderen Konzepten war präsent – und vor allem das Anliegen, sich gegen die Übernahme von eigenen Konzepten durch weniger fachkundige Stellen zu verwahren.

Fehlende Anerkennung hat Tradition

In der Diskussion eröffneten einige die historische Perspektive und verglichen ihre aktuellen Erfahrungen mit den Erfahrungen von vor 30 Jahren, als die Arbeit zu sexualisierter Gewalt ausschließlich von wenigen spezialisierten Fachberatungsstellen übernommen wurde. Ein Zitat: „Damals hat sich niemand mit dem Thema beschäftigen wollen, heute können es angeblich alle – und angeblich sogar besser?“ Es war Wut im (digitalen) Raum wegen fehlender Anerkennung und auch wegen der Tendenz, gerade im Bereich Kinderschutz Themen zu durchmischen und damit den spezifischen Dynamiken sexualisierter Gewalt nicht gerecht zu werden.

Neuer "Markt" Schutzkonzepte und Qualitätssicherung

Diese Problematik zeigt sich zum Beispiel beim sehr aktuellen Thema Schutzkonzepte: So gibt es in vielen Bundesländern die Beobachtung, dass die Entwicklung von Schutzkonzepten ein neuer „Markt“ ist und immer mehr (vorrangig große) Träger diese Aufgabe an sich nehmen, ohne spezifische Kenntnisse zum Thema Sexualisierte Gewalt zu haben. Einige Fachberatungsstellen überlegen, wie sie sich dagegen wehren können und welches Konzept in Anbetracht mangelnder Ressourcen sinnvoll ist. Dabei steht die Grundfrage im Raum, wie die Qualität unabhängig von einzelnen Fachpersonen gesichert werden kann. Mehrere Fachberatungsstellen berichteten von guten Erfahrungen damit, in Multiplikator*innenschulungen Personen fortzubilden, die dann in Schulen und andere Institutionen gehen. Eine Fachberatungsstelle hat über einen längeren Zeitraum Tandem-Fortbildungen zusammen mit Mitarbeiter*innen aus der Erziehungsberatung und aus dem Jugendamt durchgeführt und dabei viele gelingende Synergieeffekte erlebt.

Institutionen haben eigene Regeln

Eine Erkenntnis von Fachberater*innen beim Thema Vernetzung ist, dass der Blick auf ‚fremde‘ Institutionen und der Umgang mit ihnen geübt werden muss. Jede Institution hat ihre eigenen Regeln, Abläufe und Zwänge – nur, wenn diese verstanden werden, ist eine konstruktive interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure möglich.

Mehrere Fachberatungsstellen berichteten auch davon, dass sie aktiv überlegen, welche Themen in ihren lokalen Netzwerken noch nicht besetzt sind, wo es also fachliche Lücken gibt. Diese Themen besetzen sie dann gezielt, um so auch insgesamt das Interesse an der Zusammenarbeit mit ihnen zu erhöhen.

Zur Zusammenarbeit mit Childhood-Houses gab es in der Runde einige Fragen, jedoch keine Erfahrungen. Teilnehmende des Austauschraums beschrieben lediglich die Beobachtung, dass die vorhandenen Childhood-Houses nicht erreichbar und vor allem nicht auf das Thema sexualisierte Gewalt spezialisiert sind.

Kompetenz ins Netzwerk bringen

Grundsätzlich hielten die Anwesenden fest: Für spezialisierte Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt ist es wichtig, sich mit anderen sozialen Akteuren zu vernetzen – allerdings nicht um jeden Preis und immer im Sinne der Betroffenen. Fachberatungsstellen haben durch ihre Falldichte eine unschlagbare Fachkompetenz. Diese sollte zur Profilschärfung unbedingt benannt und herausgestellt werden, im Zweifel auch als Argument, um sich von anderen Akteuren abzugrenzen.

Datenschutz | Impressum
close